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Adler, Nike und Erzengel Michael: Der nächste Life-Ball verleiht Flügel

Der Life Ball 2011 steht unter dem Motto „Luft“ – und erinnert damit auch an die vielen freiwilligen Engel, 30 Models und insgesamt rund 50 Leute, die für das Event werken.

Der Life Ball 2011 steht unter dem Motto „Luft“ – und erinnert damit auch an die vielen freiwilligen Engel, 30 Models und insgesamt rund 50 Leute, die für das Event werken.

„Kinn höher, Lorbeerkranz flacher!“ Kurz muss Siegesgöttin Nike unter ihrem goldenen Helm noch ausharren. Fotografin Susanne Stemmer wirft einen prüfenden Blick auf den Laptop und ist begeistert. „Sie hat einfach die richtige, siegessichere Ausstrahlung.“ Nike darf vom Podest steigen. „Schade“, ist Gery Keszler enttäuscht. Er hätte sie zu gern im Kostüm Händels „Alcina“ singen hören. Nike lächelt – und stimmt für ihn ein paar Takte an.

Denn im weiß-goldenen Kostüm steckt nicht nur „Model Maria“, tatsächlich ist es die Kärntner Mezzosopranistin Maria Weiss. Sie ist eines von 30 Models und insgesamt rund 50 Leuten, die seit Tagen, vielfach seit Wochen ehrenamtlich an den Vorbereitungen für den nächsten Life Ball arbeiten. Sue haben sich für eine Woche in den Wiener Interspotstudios einquartiert, um hier die „Style Bible“ zu produzieren, jenes visuelle Machwerk, das als Inspiration für den Ball dienen soll. Eine große Aufgabe bedeutet das heuer auch für Norbert Tlusti. Denn der Ball, der dritte im Elementezyklus, steht unter dem Motto „Luft“. Dementsprechend tummeln sich auf dem Set Engel, Götter und andere Himmelsgestalten, die sich am Ende zu einem einzigen großen Fresko verbinden sollen. Es herrscht also jede Menge Bedarf an Flügeln – und Tlusti ist von Beruf Federnschmücker. Der einzige in Österreich, und auch in Europa ist er ziemlich außer Konkurrenz. Mit seinen Federn stattet er internationale Opern aus – gerade verhandelt er mit der Met. Dem Life Ball steht er seit zehn Jahren zur Seite.

Was man sich vom 2011-er Ball erwarten darf? Immerhin war das Fest 2010 anlässlich der Welt-Aids- Konferenz in Wien größer denn je, es kann nur wieder kleiner werden, und 2012 wird das 20-jährige Jubiläum gefeiert. Und dazwischen? Gedenkt man der Entdeckung des HI-Virus vor 30 Jahren. „Deshalb“, glaubt Organisator Keszler, „könnte der nächste Life Ball noch emotionaler werden als sonst.“ Die Luft, das Motto, sei genauso wenig greifbar wie das HI-Virus lange war, „und trotzdem sind beide existent“. Außerdem führe die Luft zum Himmel, zu den Engeln – und erinnere damit an die vielen „Life-Ball-Engel“, die im Hintergrund werken. Wie Bodypaint-Weltmeisterin Birgit Mörtl.
Seit Stunden steht sie in ihrem Kammerl und lässt mittels Airbrush-Technik aus Männer-Models Ganymed und Zeus als Adler, den Erzengel Michael oder Luzifer werden. Zuvor hat sie „Jobs absagen müssen“, damit die von ihr gefertigten Kostüme fertig werden. „Ich glaube, die meisten Leute können sich gar nicht vorstellen, wie viel Arbeit da dahinter steckt.“ Trotzdem ist sie jedes Jahr an Bord.

Zum ersten Mal dabei ist hingegen Susanne Stemmer. Die Wiener Fotografin hat dafür das Element gewechselt. Ihr Spezialgebiet sind Unterwasser-Modefotos, jetzt fotografiert sie zwölf bis 16 Stunden Luftiges, wofür sie ihre Höhenangst überwinden musste. Denn manche Flügel haben eine Spannweite von fünf Metern und ein Gewicht von 30 Kilo. Schwer, damit zu stehen, weshalb viele Sujets aus größer Höhe in Rückenlage fotografiert werden. Manchmal müssen die Models auch tatsächlich „fliegen“: Nike etwa ragt ein großer Karabiner aus dem Kleid – fürs nächste Foto wird sie daran „aufgehängt“.

TERESA SCHAUR-WÜNSCH © DiePresse.com

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